01 Regeländerungen seit 1996 im Überblick

Im Folgenden sind die wichtigsten Änderungen und Ergänzungen zusammengefasst, die für das Regelwerk der deutschen Rechtschreibung im Juni 2004 und März 2006 beschlossen wurden. Die Paragrafen- und Ziffernangaben in Klammern beziehen sich auf den amtlichen Regeltext, der im Anhang dieses Rechtschreibdudens im Originalwortlaut abgedruckt ist.

Getrennt- und Zusammenschreibung

► Für Verbindungen aus Adverb und Verb gilt vielfach wieder der Schreibgebrauch von vor 1996: aneinanderfügen, auseinanderbrechen, sich dahinterknien, darüberfahren, durcheinandergeraten, übereinanderstellen, zueinanderfinden. [§ 34 (1.2)]

► Verbindungen mit den Wörtern abhanden, zugute, zunichte, zupass, zustatten und zuteil als erstem Bestandteil werden zusammengeschrieben: abhandenkommen, zugutehalten, zugutekommen, zugutetun, zunichtemachen, zupasskommen, zustattenkommen, zuteilwerden. [§ 34 (1.3)]

► Die Verbindungen Leid tun, Not tun, Bankrott gehen und Pleite gehen werden neu zusammengeschrieben: leidtun, nottun, bankrottgehen und pleitegehen. [§ 34 (3)]

► Viele Verbindungen aus einfachem Adjektiv und einfachem Verb, bei denen das Adjektiv das Ergebnis der mit dem Verb beschriebenen Tätigkeit angibt, können nun auch zusammengeschrieben werden: bunt färben od. buntfärben, glatt hobeln od. glatthobeln, (Getränke) kalt stellen od. kaltstellen, (die Zwiebeln) klein schneiden od. kleinschneiden. [§ 34 (2.1)]

► Entsteht bei der Verbindung aus Adjektiv und Verb eine neue, idiomatisierte Gesamtbedeutung, gilt meist wieder die frühere Zusammenschreibung: kürzertreten, schwerfallen (= Mühe bereiten), richtigstellen (= berichtigen). [§ 34 (2.2)]

► Bei Verbindungen aus zwei Verben mit bleiben oder lassen als zweitem Bestandteil ist bei übertragener Bedeutung neben der Getrennt- auch die Zusammenschreibung möglich: Er ist in der 4. Klasse sitzengeblieben od. sitzen geblieben. Ich habe meinen Geldbeutel liegenlassen od. liegen lassen. [§ 34 (4)]

► Sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung ist auch bei kennen lernen od. kennenlernen zulässig. [§ 34 (4)]

► In Wortverbindungen mit einem adjektivisch gebrauchten Partizip als zweitem Bestandteil wird die Schreibung in vielen Fällen freigegeben: eine allein erziehende od. alleinerziehende Mutter, ein bunt gestreiftes od. buntgestreiftes Tuch, Fleisch fressende od. fleischfressende Pflanzen, ein selbst gebackener od. selbstgebackener Kuchen, eine so genannte od. sogenannte Supernova. [§ 36 (2)]

Worttrennung

► Einzelvokale am Wortanfang oder -ende werden – auch in Zusammensetzungen – nicht mehr abgetrennt: Abend, Oboe, Kleie, Bio-gas, Geo-graf, Fei-er-abend. [§ 107]

Zeichensetzung

► Infinitivgruppen, die mit um, ohne, statt, anstatt, außer, als eingleitet werden oder von einem Substantiv oder einem Korrelat (es) oder Verweiswort abhängen, müssen mit Komma abgegrenzt werden: Etwas Schlimmeres, als seine Kinder zu enttäuschen, konnte ihm nicht passieren. Sie hatten den Wunsch, alles hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen. Sein größter Wunsch ist es, eine Familie zu gründen. [§ 75 (1–3)]

Schreibung mit Bindestrich

► Verbindungen aus Ziffern und dem Wortbestandteil -fach können auch mit Bindestrich geschrieben werden: 8fach od. 8-fach, das 8fache od. 8-Fache. [§ 40 [3], § 41]

Groß- und Kleinschreibung

► In einer Reihe fester Wortverbindungen aus Präposition und dekliniertem Adjektiv (ohne vorausgehenden Artikel) ist neben der Kleinschreibung neu auch die Großschreibung des Adjektivs erlaubt: von neuem od. Neuem, von weitem od. Weitem, bis auf weiteres od. Weiteres, ohne weiteres od. Weiteres, seit längerem od. Längerem, binnen kurzem od. Kurzem. [§ 58 (3)]

► Adjektive, die mit dem folgenden Substantiv einen Gesamtbegriff bilden, können, wenn es dem Schreibgebrauch entspricht, auch großgeschrieben werden: Schwarzes Brett, Goldener Schnitt, Kleine Anfrage. [§ 63 u. § 64]

► Das Anredepronomen du und die entsprechenden Beugungsformen und Ableitungen können in Briefen großgeschrieben werden: Liebe Anna, wie du od. Du dir od. Dir denken kannst, haben wir uns ... [§ 66 E]

Wichtiger Hinweis für Schulen:

Nach der amtlichen Regelung von 2006 nicht mehr korrekte Schreibweisen sollen laut Beschluss und Presseerklärung der Kultusministerkonferenz vom 2. März 2006 in den deutschen Schulen bis zum 1. August 2007 noch nicht als Fehler gewertet werden, die sich auf die Benotung auswirken.

Für Österreich ist eine zweijährige Übergangsfrist geplant.

Das betrifft neben den früheren Schreibungen im Vergleich zur Regelung von 1996 im Wesentlichen die folgenden Fälle:

► Getrenntschreibungen wie aneinander reihen, auseinander setzen, untereinander schreiben usw.

► Getrenntschreibungen wie abwärts gehen, aufwärts klettern, vorwärts kommen usw.

► Getrenntschreibungen wie abhanden kommen, vorlieb nehmen, zugute halten, zunichte machen, zustatten kommen, zuteil werden.

► Die Getrennt- und Großschreibungen Leid tun, Not tun, Bankrott gehen und Pleite gehen (vor 1996 leid tun, not tun, bankrott gehen und pleite gehen).

► Getrenntschreibungen von idiomatisierten Verbindungen aus Adjektiv und Verb wie fertig bringen, kürzer treten, nahe stehen, richtig stellen, schwer fallen usw.

► Die Abtrennung einzelner Vokale am Wortanfang bei der Worttrennung am Zeilenende wie A-bend, E-feu, o-ben, Feiera-bend usw.

► Das Fehlen des Kommas bei Infinitivgruppen, die mit »als, anstatt, außer, ohne, statt, um« eingeleitet werden oder von einem Substantiv abhängen.